Soziales Projektmanagement – Interview mit Benjamin Rahn

Katharina Reiter Katharina Reiter
Benjamin Rahn in Anzug.

Soziales Projektmanagement gewinnt in einer zunehmend vernetzten und werteorientierten Arbeitswelt an Bedeutung. Doch wie unterscheidet es sich vom klassischen Projektmanagement? Im Gespräch mit Benjamin Rahn, Sozialpädagoge und Coach für Projektmanagement, haben wir über zentrale Herausforderungen und Erfolgsfaktoren sozialer Projekte gesprochen.

Zum Experten

Benjamin Rahn ist staatlich geprüfter Betriebswirt, IHK-zertifizierter Kaufmann und studierter Sozialpädagoge mit dem Schwerpunkt Organisationspsychologie und Management. Als Vorstand von wabe e. V. Erlangen und Geschäftsführer mehrerer sozialwirtschaftlicher Unternehmen vermittelt er seine Erfahrungen praxisnah in Kursen, Vorträgen und Coachings. Dabei liegt sein Fokus auf Projektmanagement im sozialen Bereich.

Was macht ein soziales Projekt aus?

Soziale Projekte sind laut Rahn oft durch Stiftungen gefördert und nicht durch feste Budgets oder definierte Personalressourcen abgesichert. Mitarbeiter übernehmen Projektarbeit häufig zusätzlich zu ihrer Linientätigkeit, was hohe Effizienz, Flexibilität und Zielgruppenorientierung erfordert.

Ein klarer Rahmen ist entscheidend. Deshalb arbeitet Rahn bevorzugt mit DIN-Prozessen als strukturgebendem Fundament. Dabei setzt er agile Projektmethoden wie Scrum nur dort ein, wo sie funktional sinnvoll sind, z. B. bei partizipativen Vorhaben mit Jugendlichen.

Projektstruktur als Erfolgsfaktor

Zentral für jedes Projekt ist laut Rahn die Projektstruktur. Eine einfache, aber klare Struktur wird durch einen Projektsteckbrief geschaffen, der unter anderem folgende Fragen beantwortet:

  • Was ist das übergeordnete Projektziel?
  • Wer sind die Beteiligten?
  • Welche Meilensteine gibt es?
  • Was ist der Nutzen und Mehrwert für die Organisation?
  • Wie lange soll das Projekt dauern?
  • Was sind die erwarteten Kosten?

Diese Leitfragen bilden das Fundament einer tragfähigen und nachvollziehbaren Projektplanung.

„Erlaubt ist, was funktioniert.“

Rahn plädiert dafür, Projekterfolg nicht ausschließlich an Methoden oder Plänen zu messen, sondern am Ergebnis. Sein Leitsatz: „Erlaubt ist, was funktioniert.“ Er betont, dass gerade im sozialen Bereich viele Wege zum Ziel führen – auch wenn sie nicht den klassischen Normen folgen. Wichtig sei, sich von überzogener Fehlerorientierung zu lösen und pragmatisch zu arbeiten.

Projekttypen im sozialen Bereich

Rahn unterscheidet vier Projekttypen, die jeweils unterschiedliche Anforderungen mit sich bringen:

  • Innovationsprojekte: z. B. Aufbau neuer Angebote für zusätzliche Zielgruppen – oft risikobehaftet und personalintensiv.
  • Akzeptanzprojekte: z. B. Zusammenlegung von Abteilungen – häufig mit internem Widerstand verbunden.
  • Standardprojekte: z. B. routinierte Bildungsprojekte – mit hoher Wiederholbarkeit.
  • Potenzialprojekte: kleine, unkomplizierte Vorhaben mit hoher Wirkung – oft unter Einbindung externer Partner wie Studierende.

Fazit: Soziale Projekte verdienen mehr Aufmerksamkeit

Projektmanagement im sozialen Bereich erfordert neben methodischem Know-how vor allem ein tiefes Verständnis für Menschen, Prozesse und Strukturen. Es unterscheidet sich in seiner Dynamik und Zielsetzung deutlich vom klassischen Management – nicht nur wegen der Ressourcenlage, sondern auch durch den besonderen sozialen Anspruch.

Benjamin Rahn zeigt mit seinem Ansatz, dass soziale Projekte mehr Sichtbarkeit, Anerkennung und strukturelle Unterstützung verdienen, gerade weil sie mit besonders komplexen Rahmenbedingungen arbeiten.

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